2013/03/07

Philosophie, Wissenchaft, Religion - Geht das?

Zusammenfassung meines Blogs vom 22.Januar - 6.März 2013

Das neue Jahr beginnt recht stürmisch. Nachdem ich im Januar 2012 für mich zum ersten Mal eine belastbare Begründung für die Beziehung zwischen Philosophie und Wissenschaft gefunden hatte (Vortrag in Bremerhaven), scheint dieser Februar nun einen ersten Ansatzpunkt zu liefern, wie eine Beziehung zwischen Philosophie und Wissenschaft einerseits und 'Religion' andererseits zu denken ist. Diese 'Vereinigung' der großen Themen führt nicht zu ihrer Nivellierung, sondern macht sowohl die Eigenständigkeit der drei unterschiedlichen Zugangsweisen deutlich, als auch ihre jeweilige nicht reduzierbare Besonderheit(en).

Während der Blogeintrag 'EINSCHUB: WAHRHEIT vs. KAPITAL' sich mit dem Spezialthema beschäftigt, dass es für die Aufgabe des 'Erkennens' keine 'natürlichen' Interessen in unseren ökonomisierten-gesellschaftlichen Institutionen gibt, und die kurze Filmbesprechung 'IM AUGE DES BETRACHTERS ZEIGT SICH DIE SEELE - NOTIZEN' den Film 'Avatar' benutzt, um anzudeuten, dass dieser Film als Einstieg für tiefergehende Überlegungen genutzt werden kann, führte der spontane Besuch des Symposiums 'Eine Welt...' zu einer sehr starken intellektuellen Reaktion.

Wie die Blitzbesprechung 'Blitzbesprechung zu: Eine Welt ohne Seele und freien Willen?' hoffentlich erkennen läßt, war es vor allem der Beitrag des Theologen eilert Herms, der mich völlig unerwartet inspirierte. Dies schlug sich zunächst in dem zusätzlichen Blogeintrag 'Eine Welt ohne Seele und freien Willen? - Teil 2' nieder, führte dann aber zu weiterführenden Überlegungen 'GOTT OHNE KIRCHE? Warum es dennoch immer Kirchen geben wird', in denen nicht nur die grundsätzliche Vereinbarkeit von Philosophie und Wissenschaft einerseits sowie Religion andererseits aufblitzt, sondern zugleich auch der Komplex 'Religion, Gottesbeziehung, Spiritualität, Praxis' im Lichte von Philosophie und Wissenscaft in einem neuen Licht erscheint.

Dass es zu solchen interessanten Querbeziehungen gedanklich überhaupt kommen konnte liegt nicht zulestzt auch in dem allerletzten Buch, was ich immer noch lese, nämlich das Buch 'Reinventing the Sacred' von Kauffman. Wie so oft ist der Titel ein wenig irreführend. werde auf jeden Fall versuchen, das Buch zu Ende zu besprechen (da ist immer ein Problem genannt 'Zeit'...). Ein 'Querschläger' dieser philosphisch-wissenschaftlich-theologischen Gedanken fand auch statt in einem Vortrag, den ich am 22.Februar in der Universität Unicamp (Campinas, Brasilien) vor einer interdisziplinären Arbeitsgruppe der Universität samt Nachbaschaftsuniversitäten gehalten habe. Obwohl ich in diesem Vortrag eigene Beispiele benutzte, um die Grundidee von 'Geist als innerer Eigenschaft der Materie' als Arbeitshypothese vorzutragen, habe ich den Eindruck, dass Kauffman dies in seinem Buch schon längst mit sehr viel mehr Beispielen vorgedacht hat. Mein Kernargument von dem Vortrag findet sich als Blogeintrag unter 'EMERGENZ, BEOBACHTER, GEIST'. Das Thema ist damit keinesfalls beendet; es fängt gerade erst an. Ich habe den Eindruck, wir stehen am Beginn des größten Paradigmenwechsels, den die Ideengeschichte der Menschheit bislang erlebt hat. Natürlich nicht aus dem 'Nichts', sondern vorbereitet durch die unendlich vielen tollen Forschungen so vieler wunderbarer Philosophen, Wissenschaftler und Theologen. Und was ist mit der Kunst?